Pre-Nahrung (Formulanahrung im Allgemeinen, aber da aus anderen Gründen ohnehin nur Pre gegeben werden sollte, bleiben wir hier bei Pre) ist eine hochgradig verarbeitete Milchpulverformel, die entwickelt wurde, um den Nährstoffbedarf von Säuglingen zu decken, wenn das Stillen nicht möglich ist. Obwohl Pre-Nahrung eine notwendige Alternative in bestimmten Situationen darstellt, gibt es zahlreiche Bedenken bezüglich ihrer langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern. 

Pre-Nahrung enthält entrahmte Milch, teilentmineralisiertes Molkenpulver, pflanzliche Öle (wie Palmöl, Rapsöl und Sonnenblumenöl), Lactose und Vitamine und Mineralstoffe. Diese Inhaltsstoffe sollen sicherstellen, dass die Nahrung den Nährstoffbedarf von Säuglingen deckt. Trotzdem bleibt Pre-Nahrung ein stark verarbeitetes Produkt, dass das Mikrobiom des Kindes extrem belastet – und zwar weit mehr als normale Lebensmittel, selbst nach Beginn der Beikost.

Zutatenliste einer typischen deutschen Pre-Nahrung:

Entrahmte Milch

Molkenpulver teilentmineralisiert

pflanzliche Öle (Palmöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl)

Lactose, Galactooligosaccharide (aus Lactose)

Kaliumchlorid

Calciumcarbonat

LCPs(aus Öl aus Mortierella alpina und Algenöl)

Vitamin C, Vitamin E, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure, Vitamin A, Vitamin B1, Vitamin B6, Folsäure, Vitamin K, Vitamin D, Biotin

Magnesiumchlorid, L-Tyrosin, Natriumchlorid, Eisengluconat, L-Tryptophan, Zinksulfat, Kupfersulfat, Kaliumiodate, Mangansulfat, Natriumselenat

Zusammensetzung von Muttermilch und Pulvermilch; Pre gesundheitsschädlich und krebserregend

Muttermilch bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die Pre-Nahrung nicht liefern kann. Muttermilch enthält lebende Zellen, Immunfaktoren und eine ideale Mischung von Nährstoffen, die speziell auf die Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt sind. 

Die WHO empfiehlt NICHT : 2 Jahre stillen ODER Pre. Anders als es oft behauptet wird, hat die WHO Pulvermilch (jede Pulvermilch, das schließt auch Pre mit ein) noch nie empfohlen.

Die offizielle Empfehlung lautet: 6 Monate ausschließliches Stillen und weiterstillen mit zusätzlicher Beikost bis zu 2 Jahren und darüber hinaus so lange Mutter und Kind es wünschen. 

Formulanahrung wird nur dann empfohlen, wenn das Stillen nicht möglich ist, und auch nur für die ersten sechs Monate. Danach hat sie keinen Mehrwert mehr für das Kind. Und selbst wenn das Kind nie gestillt wurde, sind überhaupt keine Folgenahrungen erforderlich. Der Energiebedarf kann und soll dann ausschließlich durch feste Nahrung gedeckt werden.

“Formulanahrung ist der Kuhmilch in keiner Weise überlegen. Wenn die Mutter ihrem Baby wirklich Milch geben möchte, dann entweder (ab Beikostreife) als Milch, Käse, Joghurt oder Kefir. Säuglingsnahrung wird als „Ernährungsversicherung“ angepriesen, aber tatsächlich ist sie nicht besser als Lebensmittel und nicht besser als die anderen, gerade genannten Formen von Milchprodukten. Formula ist lediglich teurer als die meisten Lebensmittel, die Eltern ihren Kindern anbieten können.Formulamilch ist nach den ersten sechs Monaten nicht nur unnötig, sondern auch ungeeignet. Ich weiß nicht, woher die Missverständnisse kommen, aber die WHO ist in dieser Frage eindeutig.”

Dr. Jack Newman, IBCLC

Formulanahrung wird in der Regel aus Kuhmilch hergestellt. Das Eiweiß der Kuhmilch ist zwar bei Pre- und 1er-Nahrung aufgespalten, damit es von einem Säugling überhaupt verarbeitet werden kann, die Risiken sind  aber mit konventioneller Kuhmilch aus dem Supermarkt gleichzusetzen. 

Eine der Hauptsorgen bezüglich der langfristigen Verwendung von Pre-Nahrung ist das erhöhte Risiko für bestimmte Krebsarten, insbesondere akute lymphoblastische Leukämie (ALL). Studien haben gezeigt, dass das Risiko für ALL mit jedem Monat der fortgesetzten Pre-Fütterung über das erste Lebensjahr hinaus signifikant steigt. Akute lymphatische Leukämie (ALL) und Hirntumore bei Kindern (CBT) sind zwei der häufigsten Formen von Krebs im Kindesalter. Das Risiko steigt mit jedem zusätzlichen Monat der Fütterung um 16%, und eine verzögerte Einführung fester Nahrungsmittel erhöht das Risiko zusätzlich um 14%.

Eine weitere Studie bezieht sich direkt auf die Formulamilch und nicht auf das Stillen. Hier heißt es ausdrücklich, dass eine längere Fütterung mit Formula das Risiko für akute lymphatische Leukämie bei Kindern erhöhen kann, da sie den Spiegel von IGF-1 erhöht und so die Leukemogenesis (Induktion oder Erzeugung von Leukämie) beeinflussen kann.

Zudem wurden Zusammenhänge zwischen der Verwendung von Pre-Nahrung und anderen gesundheitlichen Risiken, wie einem gestörten Mikrobiom, aufgezeigt. Das Mikrobiom, die Gesamtheit der Mikroorganismen im menschlichen Darm, spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Es ist an der Verdauung, der Synthese von Vitaminen und dem Immunsystem beteiligt. Studien haben gezeigt, dass Muttermilch eine einzigartige Zusammensetzung hat, die das Wachstum einer gesunden Darmflora fördert. Pre-Nahrung hingegen beeinflusst das Mikrobiom negativ, da sie nicht die gleichen präbiotischen Eigenschaften wie Muttermilch besitzt und so zu einer geringeren mikrobiellen Vielfalt führt. Auch dringen Bestandteile der Pre durch die noch nicht ausgereifte und somit nicht verschlossene Darmschleimhaut. Muttermilch hingegen legt sich wie ein Schutzfilm über die noch offenen Verbindungen (Tight Junctions). Dies hat langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes, einschließlich eines erhöhten Risikos für Allergien, Asthma und andere chronische Erkrankungen. 

Ein weiterer Punkt ist die Belastung durch Schadstoffe in Pre-Nahrung. Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Marken von Pre-Nahrung mit Mineralölrückständen kontaminiert sind, die als potenziell krebserregend gelten. Solche Kontaminationen sind ein zusätzliches Risiko, das bei der Auswahl von Pre-Nahrung berücksichtigt werden sollte.

Die Erkenntnisse aus den aufgeführten und anderen Studien, unterstreichen die vielfältigen Nachteile und Risiken und die Notwendigkeit, die Verwendung von Formulamilch auf das notwendige Minimum zu beschränken und so früh wie möglich auf feste Nahrung umzustellen, ändern aber leider immer noch nichts an den längst überholten Empfehlungen.

Formulamilch ist wichtig und rettet im Ernstfall Leben. Trotzdem dürfen nicht die Augen davor verschlossen werden, dass sie eben nicht gesund fürs Kind ist. 

Wenn Formulamilch gegeben wird, sollte auf folgende Punkte geachtet werden: 

  • Zügige Einführung von Beikost: Ab einem Alter von sechs Monaten und erreichten aller Beikostreifezeichen kann schrittweise Beikost eingeführt werden. Dies sollte auf nährstoffreichen, vollwertigen Lebensmitteln basieren, um den Bedarf des Kindes zu decken. Die Beikost sollte in diesem Fall zügig erhöht werden um die Pre bis zum 1. Geburtstag ausschleichen zu können.
  • Frische, fermentierte Kuhmilchprodukte: Nach dem ersten Lebensjahr können frische (Roh)Milchprodukte als wichtige Nährstoffquelle dienen. Sie bieten jedoch keine vollständige Ernährung, sondern ergänzen eine ausgewogene Ernährung.
  • Selbst hergestellte Formulamilch/Säuglingsnahrung ist KEINE Alternative!
  • Pflanzendrinks
  • Frühere Beikosteinführung
  • Andere Nahrung in der Flasche
  • Breigabe

Während Pre-Nahrung in den ersten 6 Monaten eine wichtige Rolle spielen kann, insbesondere wenn keine geeigneten Alternativen verfügbar sind, sollte sie nicht länger als notwendig gegeben werden. Nach 6 Monaten und Erreichen der Beikostreife (alle Reifezeichen müssen vorhanden sein; link Reifezeichen) sollte die Beikost eingeführt und bis zum ersten Geburtstag schrittweise zügig erhöht werden, sodass der Energiebedarf des Kindes durch feste Nahrung gedeckt wird. Hierbei sollte bewusst forciert werden, dass das Kind seinen Hunger durch die Beikost stillt. Baby led weaning (BLW) oder bedürfnis- und bedarfsorientierte Beikost ist nicht für nicht gestillte Kinder geeignet.

Eltern sollten sich der Risiken bewusst sein, die mit einer verlängerten Gabe von Pre-Nahrung verbunden sind, und entsprechend handeln.

Grundsätzlich muss das Denken zu der Thematik anders werden. Eine Flasche ist anders als Stillen, nichts weiter als Nahrung. Ein Kind über einem Jahr, braucht sie schlichtweg nicht mehr. 

  • Wenn das Kind also eine Flasche „braucht”, weil es Hunger oder Durst hat, dann sollte nachts, die Flasche bis zum1. Geburtstag durch festes Essen und Wasser ersetzt werden.
  • Und wenn das Kind damit etwas anderes kompensiert, versucht man, ihm das zu geben, zB durch tragen, kuscheln, einfach Nähe.

Pre hat seine Daseinsberechtigung, Pre rettet im Ernstfall Leben und Pre ist die einzige Alternative wenn eine Mutter nicht stillen will und keine Spendermilch zur Verfügung steht. Aber Pre ist nicht gesund und birgt Risiken und auch das sollte jede Mutter wissen.