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Milch wird nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage produziert: Baby will Milch, die Brust produziert Milch, dein Baby will mehr Milch – deine Brust produziert mehr Milch. Vorausgesetzt dein Baby darf an die Brust wann immer es will, also wird nach seinem (und deinem) Bedarf gestillt.

Dein Baby wird auch nicht unbedingt jeden Tag gleich oft an deine Brust wollen. In Wachstumsphasen wird es deutlich öfter stillen wollen, in Phasen der Hirnentwicklung wird die Stillfrequenz wahrscheinlich vor allem Nachts zunehmen. Manchmal wird dein Baby jede Stunde stillen wollen und es wird auch Phasen geben, in denen du stundenlang mit deinem Baby stillend auf dem Sofa sitzen wirst.

Natürlich können diese Phasen sehr anstrengend sein und der Gedanke es sich mit festen Stillzeiten zu erleichtern liegt nahe. Aber mal ehrlich: Klar gibt es feste Termine, die wir einhalten müssen. Aber macht es uns den Alltag mit Baby wirklich leichter, wenn wir etwas so völlig normales und alltägliches wie das Stillen auch noch in einen festen Zeitrahmen packen?

Nach festen Zeiten stillen?

Wie wäre es, wenn du nur noch zu fest vorgegeben Zeiten Essen und Trinken dürftest? Keine Zeit für individuelle Anpassungen. Du musst jetzt essen und trinken, völlig egal, dass du eigentlich noch satt bist und gar keinen Durst hast und du solltest es wirklich auch tun, denn das nächste Mal gibt es erst wieder in 4 Stunden etwas. Wenn du dazwischen Hunger bekommst oder Durst hast, musst du halt warten.

In unserer Gesellschaft  wird dem Stillen bzw. der Ernährung unserer Kinder ein so großer Stellenwert eingeräumt, dass wir oft vergessen, dass es etwas alltägliches ist. Es ist viel einfacher die alltäglichen Dinge zwischen besonderen Terminen zu erledigen und zu essen, auf die Toilette zu gehen, zu schlafen, sich mal kurz hinzusetzen, … wann eben gerade Zeit ist und nicht wann es der Terminplan vorsieht.

Nicht dein Baby bekommt zu viel Kontrolle über dein Leben, wenn du dich seinen Bedürfnissen anpasst, sondern du lässt dein Leben von banalen Dingen kontrollieren, wenn du für alles einen Plan aufstellst.

Clusterfeeding

Die erste Zeit mit Baby ist anstrengend, aber es ist leichter und schneller vorbei, wenn du diesen Umstand einfach annimmst wie er ist und das Beste daraus machst. Clusterphasen, wie sich das häufige Stillen nennt, gemütlich mit leckeren Snacks, etwas zum Trinken, einem guten Buch und ja auch mit einem guten Film oder dem Handy in der Hand im Bett oder auf dem Sofa zu verbringen ist wesentlich weniger stressig, als ein hungriges und durstiges Kind davon zu überzeugen, dass es erst in 2 Stunden wieder stillen darf.

Und sobald die ersten Clusterphasen vorbei sind und eure Stillbeziehung sich eingespielt hat, gibt es, wenn du dein Baby nach Bedarf stillst, nichts einfacheres. Egal ob du gerade unterwegs bist, kochst, im Bett liegst, auf dem Sofa sitzt, isst oder sonst was machst, du kannst dein Kind in ein geeignetes Tragetuch nehmen und das Stillen passiert ohne Zeitaufwand völlig nebenbei.

Nach Bedarf stillen bedeutet übrigens genauso nach deinem Bedarf. Wenn deine Brust voll ist, kannst du deinem Baby anbieten ein paar Schlücke zu trinken. Wenn du gleich los willst und unterwegs nicht stillen kannst, kannst du versuchen deinem Baby vorher genug Muttermilch zu geben um den Ausflug  durchzuhalten, oder auch eine Stillmahlzeit etwas hinauszögern um kurz etwas fertig zu machen. Ohne starre Zeiten seid ihr in der Gestaltung eures Tags vollkommen frei.

Stillen nach Bedarf

Noch ein Vorteil des Stillens nach Bedarf ist, dass du so sicher sein kannst, dass dein Körper immer genug Milch für dein Baby produziert und das völlig unabhängig davon wie alt es ist, sondern so lange du es willst. Du musst keine Angst haben, dass dein Baby nicht satt wird oder die Milch irgendwann nicht mehr ausreicht. Du musst nur etwas Vertrauen haben, dass dein Körper tut wofür er gemacht wurde. Häufiges Stillen heißt nicht dass du zu wenig Milch hast. Oder isst du jeden Tag zur gleichen Zeit oder immer die gleiche Menge? Bedürfnisse ändern sich, manchmal auch täglich und wenn du dir dennoch unsicher sein solltest, kann dir eine professionelle Stillberatung helfen, bevor du zufütterst.

Immer wieder sind die Medien der Ansicht, dass sie einen Nährboden für Unwissenheit schaffen müssen, indem sie

Fragen stellen wie „Sollte es in der Öffentlichkeit Einschränkungen beim Stillen geben?“ Die Antwort

 auf diese Frage ist einfach NEIN! Es sollte und darf keine Einschränkungen 

geben. Es gibt unzählige Gründe, warum Frauen jederzeit und überall stillen sollten und können:

1. Stillen ist ein anerkanntes Menschenrecht. Für die Mutter und für das Kind.

2. Es ist das Recht des Kindes zu essen ohne sich dabei verstecken zu müssen.

3. Es ist das Recht des Kindes, unter hygienischen Bedingungen zu essen. Eine Toilette gehört da nicht dazu.

4. Es ist das Recht des Kindes zu essen, wenn es Hunger hat.

5. Jede Frau hat das Recht auch als Mutter voll am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

6. Um eine Saugverwirrung zu vermeiden.

7. Um eine zu geringe Milchbildung und verfrühtes Abstillen zu vermeiden.

8. Weil es illegal ist, eine Frau aufgrund ihres Geschlechts, einschließlich Schwangerschaft und Stillzeit, zu diskriminieren.

9. Frauen zu sagen, sie sollen diskreter oder am besten gar nicht in der Öffentlichkeit stillen, ist ein Versuch sie zu kontrollieren und trägt Frauen an den Rand der Gesellschaft.

10. Weil es für junge Mütter schon schwer genug ist ihr Baby beim Stillen richtig zu halten, auch ohne dass sie ständig schauen müssen ob man auch ja nichts sieht.

11. Weil Mütter es nicht verdienen herabgesetzt und gedemütigt zu werden, wenn sie ihrem Kind das Beste geben, was es gibt.

12. In der Werbung werden so oft Kinder gezeigt, die mit einer Flasche gefüttert werden. Für das Stillen gibt es keine Werbung. Es braucht echte stillende Mütter um diese Bilder zu verdrängen.

13. Die meisten jungen Mütter haben noch nie eine andere Frau stillen gesehen. Dies sorgt nicht nur dafür, dass Frauen sich seltener für das Stillen entscheiden, sondern auch dafür, dass stillende Frauen mehr Stillprobleme haben, weil sie nie gelernt haben, wie das Stillen funktioniert.

14. Kinder müssen sehen, dass Brüste zum Stillen verwendet werden bevor sie als Sexobjekte eingeführt werden, um ihre natürliche Funktion zu verstehen.

15. Weil Stillen die einzige natürliche Art ist, ein Baby zu ernähren.

16. Weil jeder sich wegdrehen und wegsehen kann, wenn er etwas nicht sehen möchte.

17. Weil jeder einzelne hier aufgelistete Grund wichtiger ist als die Meinung und Ausreden erwachsener Menschen.

Stillen in der Öffentlichkeit